“Entweder muss (ein Thema) eine systemische Relevanz haben oder es muss ein konkreter Einzelfall von überregionaler Bedeutung sein.”

 

Das Pressefrühstück mit Jan Lukas Strozyk vom NDR fand im April 2019 in Hamburg statt. Der thematische Schwerpunkt lag vornehmlich auf »Big Data im Journalismus« und tangierte somit verschiedene Schnittstellen des modernen Onlinejournalismus mit dem klassischen Investigativjournalismus.

Die Highlights des Interviews mit Jan Lukas Strozyk haben wir in einem Transkript als PDF-Download für Sie zusammengefasst.

 

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Jan, du giltst als investigativer Journalist, weil du Dinge recherchierst, die sonst im Verborgenen blieben. Ist die Recherche nicht Bestandteil des seriösen Journalismus allgemein?

Anfangs nannte sich meine Abteilung auch »Team Recherche« und ab 2013 oder 14 dann »Ressort Investigation«. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder Journalist ständig recherchiert, aber jede journalistische Arbeit sollte Sachen hinterfragen. Es gibt ganz viele Leute, die sich auf wichtige und gute Sachen spezialisiert haben, die ich nicht als investigativ bezeichnen würde. Die Regelberichterstattung im Sport zum Beispiel.


Wie wird man eigentlich investigativer Journalist?

In den investigativen Bereich bin ich durch einen Zufall gekommen. Kurz nach meiner Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule, im Herbst 2013, sollte es beim NDR ein größeres investigatives Projekt »Geheimer Krieg« geben. Die suchten Leute, die die Texte schreiben können. Ich fand das irgendwie ganz gut, aber ich dachte auch: Nur mit guten Texten kommt man nicht für immer über die Runden und bildete mich dann im vergangenen Jahr einige Monate an der Columbia University in New York im Datenjournalismus fort.

 

Kannst du erklären, wie das Ressort Investigation beim NDR organisiert ist?

Wir sind bewusst weg vom Lone-Wolf-Reporter hin zu einer organisierten Teamarbeit. Unsere rund 15 Leute sitzen am Hauptsitz in Hamburg und einem Standort in Berlin. Wir sind – und das ist eine Besonderheit – die einzige Redaktion im NDR ohne eigene Sendung. 

Für jede veröffentlichungswerte Geschichte müssen wir eine Redaktion im Haus finden, die sie mit uns umsetzen will. Meist sprechen wir die Redaktionen frühzeitig an, aber wenn es ganz schnell gehen muss, geben wir in Ausnahmefällen fertigproduzierte Texte, ein Radio- oder Fernsehstück raus. Mit den Kollegen, die der Tagesschau und dem Tagesthemen zuliefern, stimmen wir uns täglich ab, mit anderen Redaktionen – wie dem politischen Magazin »Panorama« – seltener.


Welche Voraussetzungen muss ein Thema erfüllen, um für die Investigation überhaupt interessant zu sein?

Entweder muss es eine systemische Relevanz haben oder es muss ein konkreter Einzelfall von überregionaler Bedeutung sein.

 

Wie wählt eine öffentlichrechtliche Landesrundfunkanstalt Themen aus und wie geht sie mit ihnen um?

Quoten spielen eine Rolle, aber wir werden nicht nur daran gemessen, wie viel Fernsehzuschauer wir angelockt haben. Die Investigation ist ein Wert des Senders, der gefördert wird.

 

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