Ilke Sayan ist Booktuberin – sie stellt auf YouTube Bücher vor und erzählt von ihren Reisen in die Welt der Belletristik. 

 

Mehr als 2.100 Abonnenten folgen ihrem Kanal BuchGeschichten, wo sie sowohl neu erschienene als auch klassische Romane präsentiert. In unserem Gespräch erzählte Frau Sayan von den Besonderheiten der Booktuber-Welt, von ihren Präferenzen beim Kontakt mit Verlagssprechern und davon, wie ihr Alltag aussieht, wenn sie ihrer literarischen Leidenschaft frönt.

Dies ist der zweite Teil unseres Interviews mit Ilke Sayan. Teil 1 finden Sie hier.

 

Wie können PRler Ihnen dabei helfen, Content für Ihren Kanal zu finden?

In erster Linie finde ich die persönliche Ansprache sehr, sehr wichtig. Wenn ich eine E-Mail von Verlagen bekomme und sofort merke, dass es eine Massenmail ist, die an tausend Blogger oder YouTuber verschickt wurde, neige ich dazu, diese Mail nicht einmal zu lesen. Wenn ich aber den Eindruck habe, dass sich da jemand mit meinem Kanal auseinandergesetzt hat und weiß, was meine Vorlieben sind und was ich auf meinem Kanal gerne mache und dem auch die Art, wie ich präsentiere, gefällt, dann schaue ich mir auch die Buchvorschläge an. Mir ist es sehr wichtig, das Gefühl zu haben, nicht als billige Werbeplattform wahrgenommen zu werden. Klar möchten sie das Buch an den Mann bringen, keine Frage - aber ich möchte, dass man sich wirklich mit meinem Kanal beschäftigt hat und dass man mir aus einem bestimmten Grund ein Buch empfiehlt und nicht, weil man jetzt in kürzester Zeit ein Buch an Hunderte von Menschen bringen soll.

 

Was war bisher Ihre beste Erfahrung mit PRlern? Was hat gut geklappt?

Was mir unheimlich gut gefällt ist, wenn der Austausch danach auch weiterhin stattfindet. Es gibt Kontakte mit Leuten aus Verlagen, mit denen ich wirklich so gut wie jede Woche in E-Mail-Kontakt stehe. Es ist dann fast schon ein freundschaftliches Verhältnis und ich weiß, dass ich mich auf deren Meinung wirklich verlassen kann. Wenn man gerade als YouTuber - da wir leider noch nicht den gleichen Status haben wie Blogger - noch zu Events und Bloggertreffen eingeladen wird, ist es auf jeden Fall für uns ein Schritt vorwärts. Soweit ich es aus meinem Booktuber-Kreis mitbekommen habe, sind Booktuber dem Kontakt nicht abgeneigt. Sie möchten schon gerne in Kontakt mit Verlagen stehen, aber eben nicht auf die Art der Massenmails oder ungefragter Bücherzusendungen, sondern wahrgenommen werden, ernstgenommen werden und auch zu Events eingeladen werden. Ich denke, das ist auch ein Mehrwert für beide Seiten. Die schönste Erfahrung, die ich bisher mit Verlagen gemacht habe, war, wenn ich wirklich aus Interesse zu Treffen zum Kennenlernen, Veranstaltungen oder auch zum Verlagsbesuch eingeladen wurde. Da fühlt man sich gut aufgehoben.

 

Haben Sie also das Gefühl, dass YouTuber von Kommunikatoren anders behandelt werden als Blogger?

Das kommt auf den Verlag an, bei manchen sehe ich da keinen Unterschied. Bei anderen Verlagen, das habe ich von anderen Booktubern gehört, werden wir von vornherein abgewiesen, mit der Begründung, dass es “nur ein Videoformat” sei. Und das ist natürlich unschön, so etwas zu lesen. Man sollte die Reichweite von Booktubern nicht unterschätzen. Gerade wenn es um Bücher geht, die ihnen besonders gut gefallen haben, bringen sie viele Leute auf den Geschmack, sich zumindest das Buch mal anzusehen und mit dem Buch auseinanderzusetzen. Ich habe den Eindruck, dass das bei manchen Verlagen noch nicht ganz angekommen ist und Booktuber noch immer belächelt werden.

 

Was sollten PRler auf gar keinen Fall machen, wenn sie Sie kontaktieren?

Auf keinen Fall - ich denke ich spreche nicht nur für mich, sondern für Einige - sollten sie ungefragte Bücher zusenden, wenn das zuvor nicht abgesprochen wurde. Insbesondere nicht, wenn sie den eigenen Geschmack überhaupt nicht treffen. Auf jeden Fall wichtig ist, sich ein Bild davon zu machen, was gelesen wird, wie der Lesegeschmack aussieht. Ansonsten kann man nicht viel falsch machen.

 

Gibt es noch ehrliche Produktbewertungen / Bücherrezensionen?

Bücherrezensionen auf jeden Fall. Ich will jetzt natürlich nicht für die komplette Booktube-Welt da draußen sprechen, aber mindestens zu Großteilen auf jeden Fall. Es passiert nicht selten, dass man ein Buch als Leseexemplar zugeschickt bekommt und es einem nicht gefällt. Dann wird das auch so kommuniziert. Das habe ich auch schon ein paar Mal erlebt. Mir wurde ein Buch vorgeschlagen. Ich dachte, es wäre genau das Richtige für mich, ich hab’s gelesen, war enttäuscht. Es ist nunmal so. Bevor man ein Buch gelesen hat, kann man nicht wissen, ob man es gut oder schlecht findet, aber die Glaubwürdigkeit - und ich denke so gut wie alle Booktuber wissen es auch - ist das A und O, so einen Kanal aufrecht zu erhalten. Warum sollte ich meinen Zuschauern irgendwas vorlügen? Wer hat einen Mehrwert davon? Und wenn die Glaubwürdigkeit einmal weg ist, wird man sie so leicht nicht mehr aufbauen können und der Austausch mit den Zuschauern ist ja das, worauf ein YouTube-Kanal abzielen sollte. Damit muss denke ich jeder Verlag auch rechnen: Dass ein Buch, obwohl man wirklich glaubt, dass der Booktuber es begeistert lesen wird, dann doch nicht gefällt.

 

Was sollten Andere über Booktuber wissen, die nicht Teil der Branche sind?

Booktube ist sehr vielseitig. Man findet vom Klassiker bis zur seichten Unterhaltungsliteratur alles, und das ist auch gut so. Es geht bei Booktubern nicht darum, auf die schnellstmögliche Art und Weise Geld zu verdienen, das ist gerade im Booktube-Bereich überhaupt gar kein großes Thema. Die meisten verdienen damit nichts bzw. wirklich nur ein ganz kleines Bisschen Taschengeld. Es geht auch nicht nur darum, zu sagen "Das Cover ist wunderschön, kauft es", sondern um den Inhalt der Bücher. Es ist wirklich erstaunlich, wie oft ich darauf angesprochen werde, dass Booktuber angeblich fast nur Neuzugänge zeigen. Bücher, die sie gekauft, aber noch nicht gelesen haben, in die Kamera halten, zu denen sie noch gar nichts inhaltlich sagen können. Eigentlich wäre es wirklich wichtig, dass diese Leute sich mal die Zeit nehmen, sich ein bisschen umschauen, was auf Booktube so passiert, um es besser einschätzen zu können, statt sich nur auf Hörensagen zu verlassen.

 

Was würden Sie jemandem empfehlen, der jetzt als Booktuber anfangen will?

Machen. Gar nicht lange drüber nachdenken. YouTube hat nicht den Anspruch einer professionellen Videoplattform. Es geht darum, authentisch zu sein, es geht darum die eigene Meinung, hinter der man zu 100% steht, rüberzubringen und natürlich darum, sich mit Leuten zu vernetzen, die genauso gerne lesen wie man selbst. Man braucht nicht viel, um ein Booktube-Video zu machen. Sehr beliebt ist der Hintergrund des heimischen Bücherregals, meistens sitzen Booktuber davor. Am Anfang reicht auch absolut die Handykamera, wenn man gutes Tageslicht hat oder sich selbst gut ausleuchtet durch künstliches Licht. Man stellt die Kamera irgendwo auf, filmt sich, schneidet, lädt es hoch und das war’s. Es gibt keine hohen Erwartungen, wie so ein Video aussehen soll. Einfach machen! Es wird sich lohnen! Ich will es wirklich nicht mehr missen und ich kann wirklich jeden ermutigen, der auch nur im Ansatz mit dem Gedanken spielt, mit Booktube anzufangen. Und sich auf jeden Fall auch bei anderen Kanälen einbringen. Kommentieren. Nicht unbedingt mit “Ich hab nen YouTube-Kanal, guck mal bei mir vorbei”, sondern Leute finden, die einen ähnlichen Lesegeschmack haben oder denen man aus verschiedenen Gründen gerne zuschaut, und sich mit denen vernetzen. Meinungen zu den vorgestellten Büchern äußern. So wächst natürlich auch die Gemeinschaft um den eigenen Kanal herum.

 

Ilke Sayan persönlich:

📍 Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich...ein Eisbär, dann wäre mir wahrscheinlich nicht mehr kalt.

📍 Wenn ich mein ganzes Leben lang nur noch ein Buch lesen könnte...wäre es auf jeden Fall ein Buch von Dostojewski, wahrscheinlich Schuld und Sühne.

📍 Ich bin in meinem Element, wenn … ich ausgeschlafen bin und ein Buch in der Hand halte.

📍 Ein großes Abenteuer, das ich gerne einmal unternehmen würde, ist...sehr klischeehaft, aber eine Weltreise oder eine Reise zum Mond. Oder eine Zeitreise! Reisen in jeglicher Form.

 

Wir danken Ilke Sayan herzlich für das spannende Gespräch und wünschen ihr weiterhin alles Gute!

 


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