"Das Thema Börse professionell anzugehen ist einfach kein Breitenthema und wird auch nie eines werden" - ein Interview mit Michael Schulte, MR-Market

 

Herr Schulte, Sie sind Blogger, Investor und Unternehmer - ein vielseitiges Bild. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Die Aufgaben haben ja alle einen gemeinsamen Nenner – als Investor “investiere ich“, als Unternehmer „unternehme ich“ und als Blogger schreibe ich darüber.

Trotzdem braucht es natürlich das, was jeden erfolgreichen Unternehmer auszeichnet: Schaffenskraft, Energie, Disziplin und eine klare Vorstellung davon, was man mit seiner (immer zu wenigen) Zeit anstellen will. Denn neben obigen Aufgaben bin ich ja auch noch Familienvater und meine Familie darf darunter nicht leiden.

 

Woher kommt Ihre Faszination für die Finanzwelt?

Schwer zu beantworten. Ich kann nur vermuten.

Ich war mein ganzes Leben vom Wettbewerbsgedanken geprägt, war Leistungssportler als Schwimmer und Langstreckenläufer, später Kletterer und habe mich aber auch immer gerne geistig gemessen und an schwierigen Themen abgearbeitet. Wer in der Wirtschaft nach oben steigt, braucht diesen Wettbewerbsgeist auch.

Wahrscheinlich kommt daher die Faszination, denn es gibt keinen härteren, unberechenbareren Gegner als den Markt. „Mr. Market“ ist also sozusagen der ultimative Widersacher. ;)

Man könnte auch sagen: Leichte Ziele und die tief hängenden Trauben haben mich nie fasziniert. Auch nicht beim Bergsteigen/Klettern.

 

Wie kamen Sie als Unternehmer zum Bloggen? Wann kam Ihnen zum ersten Mal die Idee dazu?

Das ist einfach so passiert. Investor und Trader zu sein ist ein eher einsamer Job. Man sitzt weitgehend alleine vor vielen Schirmen, ringt mit dem Markt und ist dabei auch emotional sehr involviert. Gleichzeitig hat man niemanden, mit dem man sich austauschen kann.

Dazu kommt, dass es den eigenen Gedanken auch hilft, diese aufzuschreiben. Diese werden dadurch verbindlicher und Disziplin beim Handeln ist eine der zentralen Fähigkeiten, die man an der Börse braucht.

So habe ich sozusagen als Selbsttherapie begonnen, über meine Marktaktivitäten und meine Sichten zu schreiben. Und hatte sehr schnell viele begeisterte Leser, die mich motiviert haben, das Schreiben zu verstetigen.

So entstand der Blog www.mr-market.de und die Seldon Digital GmbH als rechtlicher Rahmen.

Und da ich jemand bin, der Dinge gerne „richtig“ und konsequent macht, wenn er sie schon anfängt, war auch schnell klar, dass ich ein Mitgliedschaftsmodell einführe. So habe ich die Menschen als Mitglieder (Leser) selektiert, denen mein Input auch wirklich wichtig ist.

Warum sollte ich auch für jemanden schreiben und mein ganzes wertvolles Wissen preisgeben, der dafür nicht den kleinen Finger krümmt? Die Logik des „Kostenlos-Wahns“ im Internet-Journalismus, will sich mir einfach nicht erschließen und ich verweigere mich dem weiter konsequent.

 

Was ist Ihrer Meinung nach die beste Strategie, um mehr Leser für Ihren Blog zu gewinnen?

Wie oben schon anklingt, ist der Blog die Ausnahme und nicht die Regel.

Er hat keine Werbung, ist nicht SEO-optimiert, veröffentlicht keine Advertorials und hat keinerlei Einnahmen „hintenrum“. Dafür hat er ein klares und sauberes Mitgliedschaftsmodell. Wer dabei sein will, zahlt. Punkt.

Damit das erfolgreich ist – und Mr-Market ist einer der ganz seltenen Blogs, die so erfolgreich sind – braucht es herausragenden Content, den die Menschen einfach lesen wollen, weil er sie wirklich weiterbringt.

Wie gewinne ich also meine Leser? Ich überzeuge sie mit dem, wie und worüber ich schreibe. Genau dafür dient der freie Bereich. Das größte Problem bei der Mitgliedgewinnung ist dabei der Bekanntheitsgrad im medialen Rauschen.

 

Wie bleiben Sie mit Ihren Lesern in Kontakt?

Wir haben im Premium-Bereich ein aktives Forum, eine echte Community also, die sich im positiven Geiste unterstützt. Das ist der Ort des täglichen Austausches.

Darüber hinaus treffen wir uns auch immer mal wieder von Angesicht zu Angesicht in „Stammtischen“ über Deutschland verteilt.

 

Nutzen Sie gezielt auch die sozialen Netzwerke, um Mr-Market einer breiteren Zielgruppe zu vermitteln oder spielen die soziale Netzwerke dabei eine untergeordnete Rolle?

Eine sehr untergeordnete Rolle. Ich bin bei XING und LinkedIn, aber primär nur als Kontaktkanal.

Das Thema Börse professionell anzugehen ist einfach kein Breitenthema und wird auch nie eines werden – dafür ist es intellektuell und emotional zu anspruchsvoll. Wer sich dafür ernsthaft interessiert, verbringt seine Zeit eher nicht beim Facebook-Liken.

 

Was waren Ihre größten Erfolge mit Ihrem Blog bisher und welche Ziele möchten Sie mit Mr. Market in den kommenden Jahren realisieren?

Der größte Erfolg ist die schlichte Existenz. In einer medialen Welt, in der das geschriebene Wort im Internet scheinbar nichts wert ist und „hintenrum“ mit Werbung finanziert wird, hat sich um Mr-Market eine engagierte Community gebildet, die jedes Jahr für die Mitgliedschaft €240 bzw. €290 in die Hand nimmt und eine GmbH trägt.

Mir ist kein anderer Börsenblog im deutschsprachigen Raum bekannt, der das so von sich sagen kann. Das betrachte ich als großen Vertrauensbeweis und Ausdruck von Wertschätzung. Darauf bin ich stolz.

Daneben gab es auch Preise für den Inhalt, aber gegenüber dem wirtschaftlichen Erfolg sind diese nachrangig.

 

Was unterscheidet Ihren Blog von anderen Blogs zum Thema Finanzen?

Der Inhalt ist so hochwertig, dass Mitglieder dafür jedes Jahr Geld in die Hand nehmen und viele sind nun schon viele Jahre treu seit der ersten Stunde dabei.

Das schafft man nur, wenn man jeden Tag interessanten und für die Leser wertvollen Inhalt generiert und dabei keine Interessenskonflikte monetärer Art hat.

 

Welche Hauptquellen nutzen Sie für Ihren Blog-Content?

Die gleichen Quellen, die ich auch als Investor und Trader nutze. Einige davon sind in der Blogroll von Mr-Market.de.

Das alles wird in meinem Kopf verarbeitet und fließt sozusagen über die Fingerspitzen dann mehrmals am Tag in Artikel zur Wirtschaft und Börse, denn letztlich gebe ich in Mr-Market ja mein Wissen und meine Marktbetrachtung weiter.

Neben mir existieren übrigens mittlerweile 4 Kolumnisten aus dem Leserkreis, die auch regelmäßig für Mr-Market schreiben. Mr-Market mutiert also gerade zur Autorenplattform.

 

Können auch PR-Schaffende mit Ihnen in Kontakt treten und Ihnen Informationen zum Thema Finanzen zusenden? Wie sieht die "optimale" Kontaktaufnahme aus?

Na klar können PR-Schaffende das. Wobei der Inhalt höchst selten für mich relevant ist. Was von der PR für die Masse aufbereitet wurde, hat an der Börse seinen Wert schon verloren. Als Investor muss man hinter die Kulissen schauen, wenn man Geld verdienen will.

Der richtige Kanal ist bei mir E-Mail. Ungefragte Anrufe sind ein No-Go und Social Media spielt keine relevante Rolle.

 

Welche Tipps haben Sie für Menschen, die wie Sie den Schritt in das Unternehmerleben wagen?

Zunächst einmal, dass sie es überhaupt wagen sollten!

Unser Leben ist endlich und viel zu kurz, um es mit „Arbeit“ zu verschwenden, die man nicht gerne und für andere macht. Als Unternehmer hat man dagegen die Chance, aus „Arbeit“ eine „Berufung“ zu machen.

Dazu passt ein Sprichwort von Konfuzius: „Wähle einen Beruf, den Du liebst - und Du brauchst keinen Tag in Deinem Leben mehr zu arbeiten."

Ansonsten braucht es vor allem eine klare Vorstellung von dem, was man will. Das nennt man auch die überzeugende Geschäftsidee. ;) Und dann natürlich die Kraft, Disziplin und auch Intelligenz, das durchzuziehen und zum Erfolg zu führen.

Aber wie beim Bergsteigen, wenn man zum Gipfel will, ist der erste Schritt der wichtigste – denn wenn man ihn nicht geht, kann man den Gipfel nie erreichen. Man sollte also mal guten Mutes etwas wagen, dann wird man erstaunt feststellen, was alles gelingen kann.

Genau das nennt man „Unternehmergeist“. Wer den nicht hat und von Ängstlichkeit und übertriebenem Sicherheitsdenken dominiert  wird, wird auch nicht erfolgreich sein.

 

 

Wir bedanken uns bei Herrn Schulte für das interessante Gespräch!