Zwischen Vertrauen, KI und Nachrichtenmüdigkeit – neue Trends in der Medienlandschaft
Der „Reuters Institute Digital News Report 2025“ liefert umfassende Einblicke in das Medien- und Nachrichtennutzungsverhalten in Deutschland. Die deutsche Studie wurde vom Hans-Bredow-Institut in Kooperation mit den Landesmedienanstalten und dem ZDF durchgeführt.
Im Fokus stehen Fragen wie: Welche Kanäle nutzen Menschen für Nachrichten? Wie hoch ist das Vertrauen in Medien? Welche Rolle spielen Künstliche Intelligenz und personalisierte Inhalte? Und wie unterscheidet sich das Verhalten zwischen den Altersgruppen?
Die wichtigsten Ergebnisse
Reichweite und Nutzung von Online-Nachrichten
Zwei Drittel der erwachsenen Internetnutzerinnen und -nutzer konsumieren mindestens einmal pro Woche Nachrichten online. Besonders soziale Medien wie Facebook, X oder YouTube spielen dabei eine zentrale Rolle. Unter den 18- bis 24-Jährigen greift etwa jede:r Zweite regelmäßig über soziale Plattformen auf Nachrichten zu. Für ein Drittel dieser Altersgruppe sind soziale Medien sogar die wichtigste Informationsquelle – 17 Prozent beziehen ihre Nachrichten ausschließlich von dort.
Lineares Fernsehen bleibt relevant
Trotz des digitalen Wandels bleibt das Fernsehen eine wichtige Nachrichtenquelle. Sechs von zehn erwachsenen Internetnutzenden sehen mindestens einmal pro Woche eine Nachrichtensendung im linearen TV. Für 43 Prozent ist das Fernsehen weiterhin die wichtigste Informationsquelle, dicht gefolgt von Online-Angeboten.
KI, Personalisierung und Skepsis
Obwohl Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz zunehmend diskutiert werden, spielen sie im Nachrichtensektor bislang eine geringe Rolle. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung nutzt generative KI-Chatbots wie ChatGPT oder Gemini regelmäßig für den Nachrichtenkonsum. Die Mehrheit steht vollständig KI-generierten Inhalten skeptisch gegenüber. Wenn KI jedoch journalistische Arbeit unterstützt, etwa bei Recherchen oder Übersetzungen, steigt die Akzeptanz deutlich.
Personalisierte Nachrichtenangebote werden überwiegend neutral oder zurückhaltend bewertet. Besonders jüngere Zielgruppen zeigen jedoch Interesse an KI-basierten Tools, die Nachrichten zusammenfassen oder leichter zugänglich machen.
Nachrichtenvermeidung nimmt zu
Mehr als zwei Drittel der Befragten geben an, Nachrichten gelegentlich bewusst zu meiden – ein Trend, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Als Hauptgründe werden negative Auswirkungen auf die Stimmung, die Häufung von Krisen- und Konfliktthemen sowie eine allgemeine Überforderung durch die Informationsflut genannt.
Vertrauen und Risiken
Rund die Hälfte der Befragten vertraut der Mehrheit der Nachrichten, während das Vertrauen in selbst genutzte Quellen sogar etwas höher liegt. Öffentlich-rechtliche Sender und regionale Medien genießen weiterhin das größte Vertrauen. Gleichzeitig werden Influencerinnen und Influencer, Aktivistinnen und Aktivisten sowie politische Akteure am häufigsten als potenzielle Quellen von Fehlinformationen wahrgenommen. Plattformen wie TikTok, X und Facebook gelten in diesem Zusammenhang als besonders anfällig für Desinformation.
Lokale Nachrichten bleiben bedeutend
Das Interesse an regionalen Informationen ist ungebrochen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten interessiert sich für Nachrichten aus der eigenen Region, und jede:r Zweite konsumiert regelmäßig lokale Inhalte. Besonders Lokalzeitungen, regionale Radio- und Fernsehsender genießen hier hohe Relevanz und Glaubwürdigkeit.
Bild / Grafik Quelle: https://gijn.org/stories/2025-reuters-institute-digital-news-report/
Implikationen für Kommunikation und Medienarbeit
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich das Medienverhalten zunehmend ausdifferenziert. Für Kommunikations- und PR-Fachleute bedeutet das: Inhalte müssen zielgruppengerecht, glaubwürdig und plattformorientiert aufbereitet werden. Vertrauen und Transparenz gewinnen weiter an Bedeutung, insbesondere im Umgang mit KI-generierten oder personalisierten Inhalten.
Zugleich zeigt sich, dass Relevanz wichtiger ist als Präsenz. Wer Aufmerksamkeit gewinnen will, sollte Botschaften in einen klaren Kontext stellen und auf Qualität statt Quantität setzen. Besonders lokale Themen bieten Chancen für eine wirksame, glaubwürdige Kommunikation – nah an den Lebenswelten der Zielgruppen.
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