Acht Erkenntnisse für jeden Kommunikator

 

Es ist kein Geheimnis, dass Wolodymyr Selenskyj herausragend gut kommuniziert – nicht erst, seit der Krieg ausgebrochen ist. Er ist präsent, überbringt schwierige Nachrichten und bittet um Hilfe. Was können Kommunikatoren in Unternehmen von ihm lernen? Im ersten Whitepaper der Serie Masters of Communications hat Nicole Guillot, Chief Operating Officer & President von PR Newswire, die zentralen Erfolgsfaktoren zusammengetragen. Kommende Folgen der Whitepaper-Serie zeigen unter anderem auf, was Kommunikatoren von Queen Elisabeth II lernen können.

Wolodymyr Selenskyj ist Produzent, Schauspieler und Komiker. Er ist 44 Jahre alt. Als ukrainischer Präsident erobert er immer wieder die Herzen und Köpfe der Menschen in aller Welt. Wie gelingt ihm diese wirksame Krisenkommunikation? Nicole Guillot hat acht wesentliche Faktoren ermittelt.

 

Illustration von Wolodymyr Selenskyj 

1. Erkenntnis

Er nutzt die Macht der Mythologie, um die universellen und zutiefst menschlichen Instinkte und Bedürfnisse seines Publikums anzusprechen. Dadurch verstärkt er seine Botschaften und unterstützt seine politischen Ziele.

 

2. Erkenntnis

Er setzt auf die Kraft des authentischen Storytellings. Wie man eine Geschichte inszeniert, hat der Jurist Selenskyj in seiner Zeit als professioneller Schauspieler und Komiker gelernt. Seine Reden sind auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt – in Deutschland nutzte er das Sprachbild „Mauern einreißen“, vor dem Europäischen Parlament die „Freiheit“ und bei einer Videoansprache auf den Filmfestspielen in Cannes sagte er „Es begann in der Ukraine am Morgen“, womit er auf den Klassiker Apocalypse Now referenzierte.

 

3. Erkenntnis

Er ist agil, kann unerwartete Momente für sich nutzen und bekommt damit viel Aufmerksamkeit. Er kann Pointen setzen, aber auch sehr klar und deutlich reden.

 

4. Erkenntnis

Er wiederholt seine Botschaften. Auch im Marketing sagt man, dass das Publikum eine Aussage mindestens sieben Mal hören oder sehen muss, bevor sie zu einer Handlung führt.

 

5. Erkenntnis

Er kennt seine Stakeholder und erreicht sie dort, wo sie sind.

 

6. Erkenntnis

Er ist präsent. Vor allem zu Beginn des Krieges schien Selenskyj überall zu sein: auf YouTube, auf Twitter, in globalen Medien und vor den Kongressen vieler Länder.

 

7. Erkenntnis

Er nutzt Daten, um sich zu verbessern. Gerade in der Krise bleibt er mit Medienbeobachtung, Stimmungsanalyse und Social Listening auf dem Laufenden. Als Medienveteran weiß er, wie man Daten nutzt: Im Juli 2022 hatte er 16,9 Millionen Instagram-Follower, 6,4 Millionen Follower auf Twitter und über 3 Millionen Verbindungen auf Facebook. Er hat ein Gefühl für Reichweite und hielt dafür z. B. eine Videoansprache bei der Grammy-Verleihung.

 

8. Erkenntnis

Er stellt emotionale Verbindungen zu seinem Publikum her, indem er z. B. einen leichten Ton und eine persönliche Note wählt, trotz der ernsten Lage. Eine Fluchtmöglichkeit zu Beginn des Krieges lehnt er mit den Worten ab: „Der Kampf ist hier; ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit.“

 

Auf das Wesentliche konzentrieren

Der Geschichtenerzähler Selenskyj kann auf Know-how aus seinen Jahren als Schauspieler und Komiker zugreifen. Das macht ihn stark. Ergänzend hat er Beziehungen zu strategischen Partnern aufgebaut, sich auf veränderte Umstände eingestellt und ist bestrebt, seine Leute auf dem Laufenden zu halten, indem er persönliche Ansprachen und sogar Humor einsetzt, um emotionale Verbindungen herzustellen.

Wir können sagen: Die Rückbesinnung auf das Wesentliche sollte zur Taktik jedes Kommunikators gehören. Sich auf seine Geschichte konzentrieren, authentisch sein, bei Bedarf umschwenken, sichtbar bleiben, sein Publikum kennen, ein breites Portfolio an Medienkanälen haben, seine Daten analysieren und sich der Kraft der Verbindung auf einer emotionalen, menschlichen Ebene bewusst sein.

 

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Illustration von Wolodymyr Selenskyj